Literatur- und Wissensgeschichte kleiner Formen

DFG-Graduiertenkolleg 2190

Marília Jöhnk

Marília Jöhnk

Poetik des Kolibris. Verfahren der kleinen Reiseprosa bei Gabriela Mistral, Mário de Andrade und Henri Michaux

Im Fokus meiner Dissertation stehen Reiseschriften dreier Autor·inn·en, die in den 1920er Jahren Lateinamerika von Mexiko bis nach Brasilien, Chile und Ecuador bereisten: der chilenischen Nobelpreisträgerin Gabriela Mistral, des brasilianischen Modernisten Mário de Andrade und des belgisch-französischen Avantgardisten Henri Michaux.
Die Studie konzentriert sich auf drei Schreibverfahren – Visualisieren, Sammeln und Experimentieren – und kontextualisiert diese literatur- und wissensgeschichtlich. In meinen Lektüren zeige ich, dass die mitunter sehr kurzen Reiseschriften nicht mehr unter den Begriff des ‚Reiseberichts‘ gefasst werden können und führe daher die Bezeichnung ‚kleine Reiseprosa‘ ein.
Der Titel rekurriert auf die Metapher des Kolibris, den die brasilianische Literatur des 19. Jahrhunderts als abwertendes Bild für den cronista nutzte und der bei Mistral zu einem Protagonisten wird. Mit dem Kolibri eint die kleine Reiseprosa die kompakte Größe, Mobilität und Geschwindigkeit. Zudem verweist der nur auf dem amerikanischen Kontinent heimische Vogel auf die autochthonen Kulturen und ihre Wissenstraditionen.

Für weitere Informationen: https://marilia-joehnk.de 

 

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