„Es gibt auch Totengräber unter den Journalisten“

„Es gibt auch Totengräber unter den Journalisten“

Podiumsdiskussion mit Maike Albath (freie Literaturkritikerin), Gregor Dotzauer (Tagesspiegel), Julia Encke (FAS), Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung) und Marc Reichwein (Welt) über die kleine Form des Nachrufs und wie dieser in die Zeitung kommt.

De mortuis nihil nisi bene – von Verstorbenen soll man nur Gutes sagen. Doch wie gehen Journalist:innen im Alltag mit dem Tod von Personen des öffentlichen Lebens um? Zumal, wenn es über diese nicht nur Positives zu berichten gibt. Verbirgt sich in dem alten Höflichkeitsgebot nicht sogar ein Kritikverbot?

Im Rahmen des Workshops „Nekrolügen? Nachrufe im literarischen Feuilleton der 1920er und 1930er Jahre“ diskutierten Maike Albath, promovierte Romanistin, freie Literaturkritikerin und Moderatorin für Deutschlandfunk Kultur, Gregor Dotzauer, Literaturkritiker beim Tagesspiegel, Julia Encke, promovierte Germanistin und Feuilleton-Leiterin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, Lothar Müller, Honorarprofessor der Humboldt-Universität zu Berlin und Literaturkritiker bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Süddeutschen Zeitung, sowie Marc Reichwein, Kulturredakteur bei Die Welt, über die kleine Form des Nachrufs. Zur Debatte stand dabei aber nicht nur das antike Höflichkeitsgebot. Schon die scheinbar einfache Frage, ob eine Person wirklich gestorben ist, kann ihre Tücken offenbaren.

"Im Titel des Workshops 'Nekrolügen' steckt eine These: Dem Nekrolog ist nicht zu trauen." (Prof. Dr. Lothar Müller über die Tücken der kleinen Form des Nachrufs

Aus der Erfahrung im redaktionellen Umgang mit dem Tod berichten die Teilnehmer:innen davon, wie Nachrufe erzählt werden, welche Rolle individuelle Autor:innenschaft dabei spielt, welche Personen öffentlich betrauert werden und welche Konventionen die Gattung ‚Nachruf’ gestalten. Macht es einen Unterschied, ob ein Nachruf bereits im Vorfeld – ‚auf Halde’ – geschrieben wurde oder erst bei Bekanntwerden der Todesnachricht entsteht? Und wie wichtig ist die Anekdote für das Erzählen einer Biografie?

Da es sich bei dieser Episode des Microform-Podcasts um den Mittschnitt einer Podiumsdiskussion handelt, bitten wir, die Tonqualität zu entschuldigen.

Bei Fragen, Anmerkungen, Zustimmung oder Kritik schreiben Sie uns an: microform-podcast.idl[at]hu-berlin.de. Wir freuen uns!

 

Credits

Redaktion: Johannes Spengler

Schnitt und Produktion: Johannes Spengler

Musik (CC-Lizenz):
Alle Tracks für diese Episode stammen aus dem Free Music Archive und sind vom Interpreten Podinton Bear.
Songs der Reihe nach:

Cracked Nut Suite

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